Der orientalische Tanz ist eine der ältesten Ausdrucksformen tänzerischen und kultischen Ursprungs.
In Schwarz-Afrika, zum Beispiel in Nubien, tanzten ihn "mannbare" Mädchen und Frauen bei Initiations-
und Fruchtbarkeitsriten ebenso wie vor und während einer Geburt. Er war für männliches Publikum tabu. |
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Durch die Eroberungsfeldzüge des Osmanischen Reiches im 16. Jahrhundert kam der orientalische Tanz in die Türkei. Dem Sklavenhandel zwischen Europa und Amerika ist es zu "verdanken", dass auch in den Tänzen des südamerikanischen und karibischen Raumes orientalische Stilelemente des zu finden sind. In den Harems, den Frauengemächern der polygamen arabischen Würdenträger, wurde der orientalische Tanz von den Frauen aus Freude am eigenen Körper betrieben. Hier entwickelte er sich als sogenannter "Raks Sharki" am stärksten. |
Die Weltausstellungen von 1889 und 1893 in Chicago, auf denen nordafrikanische "Bauchtänzerinnen" großes öffentliches Aufsehen erregten, brachten zu guter Letzt den orientalischen Tanz in die Clubs und Cabarets der westlichen Welt, wo er als exotische Attraktion auch das große Publikum nicht mehr ausschloss. Von den Amerikanern erhielt er auch seine bekannteste Bezeichnung "Bellydance" - Bauchtanz. Gleichzeitig bezeugt der Name aber auch ein durch die kulturelle Distanz verursachtes Mißverständnis seiner Ursprünge. Die Bauchtänzerin als geheimnisvolle Verführerin, aber auch als willige und billige Eroberung des westlichen Mannes ist ein Produkt dieser Zeit. Auf die plumpe erotische Reduzierung des Tanzes im frühen 20. Jahrhundert folgte seine Glorifizierung im Hollywoodfilm der 30er bis 50er Jahre, der sich auf eine pompöse Übertreibung seiner Äußerlichkeiten beschränkte. |
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Aus diesem Grund wird die Bezeichnung "Bauchtanz" von modernen orientalischen Tänzerinnen nur noch ungern verwendet. Schließlich wird sie auch den vielfältigen Stilen, die heute als "Orientalischer Tanz" zusammengefasst werden, nicht mehr gerecht. Der klassisch- traditionelle Raks Sharki wie auch der anmutige Schleiertanz, der kraftvolle Stocktanz wie auch der anspruchsvolle Serpentinen-Tanz, all das und noch viel mehr ist Orientalischer Tanz. Ob Solo oder in einer Tanzgruppe, ob in einer großen Show, im Restaurant oder in Geburtsvorbereitungskursen, in denen er zu seinen frühesten Wurzeln zurückkehrt, überall kündet er vom Stolz, vom Selbstbewußtsein und von der Kunstfertigkeit derer, die ihn tanzen. Und selbstverständlich ist er auch heute noch in seinen Ursprungsländern als typischer Volkstanz Bestandteil vieler Familienfeste und Ausdruck unmittelbar empfundener Lebensfreude.
Jede Tänzerin wählt sich einen Namen, mit dem sie etwas
vom Besonderen ihrer Kunst, aber auch von der orientalischen Kultur vermitteln kann. Zarzura - ein
ungewöhnlicher und geheimnisvoller Name. Doch woher stammt er?
Der ungarische Abenteurer und
Sahara-Forscher Ladislaus E. Almasy begab sich im Jahre 1935 auf die gefahrvolle Suche nach einer
sagenumwobenen, verschollenen Oase in der Lybischen Wüste. In dieser Oase lebten einst kleine Vögel,
die man auf arabisch "Zarazir" oder auch "Zarzur" nannte. Mit ihrem schwarz-weißen Gefieder sollen
sie wunderschön ausgesehen haben. Diese "Zarazir" dürften ihrer Heimat inmitten einer
lebensfeindlichen Umwelt den Namen ZARZURA gegeben haben - Oase der Kleinen Vögel.
Wahrscheinlich gibt es diese Vögel heute nicht mehr, weil sich ihre Oase bereits zur Zeit ihrer
Entdeckung vor fast einem dreiviertel Jahrhundert allmählich mit Sand füllte. Das Schicksal ihres
Entdeckers Almasy, der auch seine Erlebnisse in der Oase Zarzura in dem autobiografischen Roman "Der
Schwimmer in der Wüste" überlieferte, diente 1994 übrigens als Vorlage für den Kino-Welterfolg "Der
englische Patient". Beeindruckt von dieser tief bewegenden Darstellung und in Erinnerung an den
exotischen, geheimnisvollen Schauplatz wählte nun auch die Autorin ihren Namen: