Kannst du pfeifen, Johanna?


Die grenz- und systemüberschreitende Fewa-Waschfrau

Waschanleitung, DDR 50er Jahre Waschanleitung, vor 1935 Die FEWA Johanna war die einzige Werbefigur der DDR, deren Wurzeln in die Vorkriegszeit zurückreichten und die zeitgleich auch in der alten Bundesrepublik eine Produktgruppe gleichen Namens vertrat. Ursache hierfür war wie bei vielen anderen Produkten und Markennamen eine Rechtsnachfolge in beiden deutschen Staaten.

Das synthetische FE in-WA schmittel wurde 1932 von dem Chemnitzer Chemie-Unternehmer Bruno Wolf entwickelt und trat von dessen Firma "Böhme Fettchemie" seinen Siegeszug durch die deutschen Waschküchen an. Seine volle Blüte entfaltete das Produkt nach der Übernahme durch den Henkel-Konzern in den 30er Jahren. Zunächst gab das etwas gespenstische Wollmännchen (Abbildung oben rechts) Tipps zur Pflege von Kleidung und anderem mittels Fewa, Mitte der 30er Jahre wurde es von der Figur der Johanna ersetzt. Sie tauchte in Anzeigen, Kundenprospekten und auf der Produktpackung auf und agierte sogar schon Anfang der 40er Jahre in Werbefilmen, in denen sie tanzte und sang. Verantwortlich für diesen auch im Einsatzbereich als Werbemittel bahnbrechenden Auftritt war übrigens der international anerkannte Animations- und Werbefilmer Hans Fischerkösen. Der derzeit populäre Schlager "Kannst du pfeifen, Johanna?" wurde zum tönenden Leitmotiv des Fewa-Maskottchens und trug viel zu ihrer landesweiten Beliebtheit bei.

Nach dem Krieg wurde die Figur, die auch nach 1945 das Produkt unverkennbar in West (Abbildung links) wie Ost (Abbildung rechts) repräsentierte, beiderseits der deutschen Grenze für die Werbung reaktiviert und erfolgreich modernisiert.
Fewa Verpackung, DDR 50er/60er Jahre Fewa Verpackung, BRD 50er/60er Jahre Im damaligen VEB Fettchemie Karl-Marx-Stadt sorgte der bekannte Gebrauchsgrafiker Horst Geil für erneute multi-mediale Auftritte der sympathischen Waschfrau in denen sie sich auch "entfesselt" präsentierten durfte und schließlich, dank FEWA, sogar mal die Füße hochlegen durfte. Als Sympathieträger für das Produkt stand sie als Püppchen in den Drogerien und konnte als Maskottchen mit in die Kinderzimmer genommen werden. Ihren letzten Höhepunkt hatte sie als Star des DDR-Werbefernsehens Anfang der 70er Jahre, als FEWA auch in der DDR als (konkurrenzloses) Flüssigwaschmittel Einzug hielt. Erst das DDR-Werbeverbot von 1975 setzte vielen Einsatzgebieten Johannas ein jähes Ende, nur die mehrfach modernisierte Produktpackung blieb bis 1990 ihr Domizil. Eine Denkmal wurde ihrer Popularität 1997 mit einer Ausstellung im Sächsischen Industriemuseum Chemnitz zum 75-jährigen Jubiläum der ehemaligen Firma Böhme Fettchemie Chemnitz gesetzt, anläßlich derer der Holz-Kunsthandwerker Erich Reuther eine limitierte Auflage der Fewa-Johanna als erzgebirgische Räucher-Frau schuf, die innerhalb kürzester Zeit ausverkauft war.

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